Frontend Lover – so arbeitet Tobias Frei
Tobias Frei ist bei Unic als Frontend Specialist für unsere Digital-Commerce- und Digital-Communication-Projekte tätig. Wir beschreiben ihn als unseren absoluten Frontend Lover & Frontend Geek. Seine produktivste Zeit ist von 1 Uhr nachts bis 7 Uhr morgens. Er arbeitet seit Juni 2017 in einem Vollzeitpensum von 100%. Neben der Arbeit verbringt er viel Zeit mit seinem Doggy und engagiert sich stark in der Frontend Community.
Frontend-Liebe und andere interessante Fakten
Tobi, du bist ein absoluter Frontend Lover & Geek. Welchen Stellenwert hat Frontend in unseren Digitalen Projekten und was genau dürfen wir uns unter einem Frontend Lover & Geek vorstellen?
Der Stellenwert steigerte sich zunehmend mit der Prozessrelevanz der Frontend-Technologien. Wir arbeiten weiterhin als Karosseriebauer, sind nun aber auch für den Bordrechner und das Performance Kit verantwortlich. Für den User stellt das Frontend den Einstiegspunkt dar – der erste Eindruck entscheidet über den ersten Klick. Es gilt mittlerweile eine ziemliche Spannweite zu erfassen, wodurch das Frontend in den letzten 10 Jahren aus den Kinderschuhen gewachsen ist.
Ach, vielen Dank für diesen inoffiziellen Titel (lacht)! Ich glaube allgemein, dass Geekiness und Leidenschaft in der Software-Entwicklung zentral sind. Im Frontend sind wir mit einem sehr hohen Technologiedurchlauf konfrontiert, und die visuellen und methodischen Möglichkeiten sind unbegrenzt. Auch als Vollzeitjob blieb die Webentwicklung für mich das grösste Hobby, wobei die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit sehr schwammig ist. Mit Drehbuchautoren wurde ich nie warm, unser Haushalt trägt statt einem Netflix-Abo Lizenzen für Grafik Engines sowie viel zu hohe private Ausgaben bei Shutterstock. Zugegeben, das hört sich schon ein wenig nach einem Geek an.
Welche Innovationen siehst du in den nächsten Monaten im Frontend auf uns zukommen? Wie gehen wir bei Unic hiermit um?
Wir haben wie immer in allen Feldern Innovationen und Veränderungen. In erster Linie bauen wir unsere Kernkompetenzen wie Usability und Accessibility weiter aus, während wir uns parallel mit Spezialisten auf Designtrends und neue Technologien vorbereiten. Buzzwords sind immer ein Indikator dafür, was dich in einigen Jahren erwartet. Allein der produktive Einzug von Headless CMS ist noch nicht querbeet finalisiert, auch wenn wir in diesem Punkt mit Sitecore und Drupal beachtenswerte Ergebnisse erzielen.
Eine weitere Herausforderung kommt durch AI/VR gestützte Systeme, welche die Nachfrage nach organischem Design generieren. Das steigert wiederum die Komplexität von User Interfaces und somit die Entwicklungszeit und den Technologieanspruch. Gleichzeitig wurden viele Microanimations aus dem Flatdesign schon verwendet und sind erschöpft, hier zeichnet sich der Trend gerade klar in Richtung von komplexeren Animationen, was auf einschlägigen Portalen schon länger zu beobachten ist.
Du agierst auf den Projekten als Frontend Specialist. Wie müssen wir uns deine Rolle vorstellen? Welche Themen landen bei dir auf dem Screen?
Neben der üblichen Projektarbeit sind Spezialisten für eindeutige Themenfelder verantwortlich, hier geht es um die oben erwähnte Vorarbeit und das Bereitstellen von Tools und grundlegendem Knowledge. Ich konzentriere mich bei Unic einerseits auf die Entwicklungstools, wie wir Code splitten, transpilieren, performen, ausliefern und dem User zuspielen. Hierbei gilt es, das Wissen einerseits ausserhalb der gängigen Frameworks zu erarbeiten und dennoch die höheren Ansätze zu beherrschen.
Als Spezialist für Animationen kümmere ich mich zum Beispiel um die Frage, wie GPU basierte Animationen ohne Framework in Corporate Websites einzubetten sind, ohne User im Informationsfluss oder die Performance der Website zu beinträchtigen. Auch hier ist es wie immer eine Symbiose zwischen Freizeit und Arbeit: Ich vergesse mich ein paar Nächte in DirectX und erweitere so meine Basis. Gut möglich, dass man drei Nächte mit einer Kantenglättung beschäftigt ist – ohne Spass macht man das keine zwei Minuten.
Du bist sehr aktiv bei den Power Coders mit dabei und hast auch Bashir bei Unic über die 18 Monate bis zur Festanstellung begleitet. Was motiviert dich für diese Art von Arbeit und wo siehst du den Nutzen für dich aber auch für Unic?
Der Initiant auf Seite Unic war damals Thomas Jaggi, ohne ihn wäre Bashir heute nicht bei uns. Ich war davon begeistert und habe das Mentoring übernommen. Meine kleine Welt spielt oft zwischen Virtualität und hippen Bars in einer der reichsten Städte der Welt. Ich empfinde jeden Kontakt mit der Realität als Bereicherung und betrachte Konfrontation allgemein als Antrieb.
Für ein Unternehmen bedeutet eine solche Festanstellung den Gewinn eines überdurchschnittlich motivierten und loyalen Mitarbeiters. Die Jobanforderungen haben sich nicht geändert, die Ausbildungszeit war bestimmt kein Ponyhof.
Und, was machst du privat so?
Wie schaffst du es, nebst deinem 100% Arbeitspensum, so viel Energie in die Frontend Community zu stecken?
Ich bin nicht klassisch wissenshungrig, aber unersättlich nach Fortschritt. Alles, was schon da ist, interessiert mich in der Existenz oft wenig. Ich bin froh, dass ich im Frontend ein Ventil habe, um jeden Tag das Wohnzimmer so aussehen zu lassen, als wäre es neu gestrichen. Das Schlimmste für mich ist Routine, daher brauche ich auch andere Programmiersprachen oder Design als Ausgleich. Ich habe eine Partnerin, die sehr ähnlich tickt, wir halten uns kaum länger als eine Stunde am selben Ort auf. Hört sich schrecklich an, ist aber fantastisch schön zu zweit. Der ganze Rückhalt ist meine Energie, ich war im Privatleben noch nie Einzelgänger und bin sehr schlecht darin.
Eines deiner privaten Projekte ist eine Buchungsplattform im Tierbereich. Wie kam es dazu und was muss man sich darunter vorstellen?
Meinen ersten HTML Editor bekam ich 1995 für 5$, seither habe ich Tausende Stunden investiert, um bis hierhin zu kommen. Während mein Umfeld in Clubs feierte, sass ich zu Hause in der WG und lernte Programmiersprachen oder Frameworks. Ich habe mein Leben sehr viele Stunden «in den Papierkorb» gearbeitet, wobei mir bewusst ist, dass dies heute meinen Lebensunterhalt finanziert. Daher war für mich die Zeit gekommen, weitere «Freizeitarbeit» zumindest in Teilen zu verwerten.
Ich habe mich ein halbes Jahr mit diversen Leuten ausgetauscht und bin am Ende unverhofft bei meiner Lebenspartnerin als idealer Geschäftspartnerin gelandet. Das ist wohl kein Zufall, das Mindset und die Bereitschaft sind identisch. Sie hatte auch die Idee dazu. Mein einziges Kriterium war die horizontale und vertikale Skalierbarkeit sowie die volle Automatisierung aller Prozesse. So haben wir in beachtlich kurzer Zeit ein Produkt entwickelt. Die Gründung hat sich durch den Lockdown verzögert.
Erfahrungen und Zukunftsmelodie
Du bist bereits über einige Jahre in Digitalagenturen tätig, was ist bei Unic für Dich im Arbeitsumfeld wertvoll?
Unic bietet die Freiheit, die ambitionierten Entwicklern aus meiner Sicht zusteht. Die Türen und Möglichkeiten sind auf dem Markt allzeit gegeben, Unic hat dies verstanden und bietet dieselben Optionen mit Arbeitsvertrag. Wenn ich zwischen 10-12 Uhr keine Lust auf Code habe, macht das Öffnen eines Editors null Sinn. Dafür wird dann aus diesen zwei Stunden am selben Abend eine ganze Nacht, weil es passt und ich Lust dazu habe. Manchmal staune ich schon wie klug das ganze eingefädelt ist. (lacht)
Headless und viele neue Themen ploppen beinahe wöchentlich im Frontend auf. Wo siehst du das grösste Potential und was darf man als Frontend-Entwickler ganz sicher nicht verpassen?
Das Thema ist enorm, nicht zuletzt aus Kostengründen. Die Prozesse zur Umsetzung von komplexen Content Management Systemen waren schon lange nicht mehr haltbar, die modernen Frameworks haben endlich Einzug erhalten, was jedoch zu einem Umschwung führt. Einerseits steigert es die Komplexität im Frontend, andererseits das Spektrum der Möglichkeiten. Das Zusammenspiel zwischen Frontend und Backend ist zwar geklärter, dennoch besteht mehr Redebedarf als je zuvor. Aus meiner Sicht ein klarer Game Changer zum Nachteil von niemandem.
Was macht eine erfolgreiche Projektarbeit in einem interdisziplinären Team aus Sicht des Frontend aus?
Das Frontend selbst sollte mittlerweile interdisziplinär aufgebaut sein, wozu Unic den ersten Schritt getan und die neuen Rollenbilder im Frontend erschaffen hat. Als nächsten Schritt müssen wir lernen mit diesen neuen Rollen zu arbeiten und sie effektiv einzusetzen. Es gilt sämtliche Thematiken über alle Projekte hinweg zu vertiefen: von der Architektur über Usability bis zum visuellen Mehrwert. Dazu sollten die Spezialisten frühzeitig in die Konzeption eingebunden werden. Dort liegt auch der Schlüssel für die erfolgreiche Arbeit in einem interdisziplinären Team.
Holacracy und Unic-Kultur
Seit zweieinhalb Jahren sind wir mit dem Organisationssystem Holacracy unterwegs. Wie spielen Projektalltag und Holacracy in der Praxis zusammen?
Persönlich bin ich ein Befürworter von Holocracy und könnte mir eine andere Firmenstruktur nicht mehr vorstellen. Die Eigenverantwortung bringt ein anderes Arbeiten mit sich, die Freiheit eine entsprechende Ruhe. Das Risiko liegt darin zu viel Verantwortung zu übernehmen, dort sehe ich mich nach wie vor im Prozess.
Diversity & Inclusion ist in aller Munde. Wie geht Unic hierzu um, wie erlebst du die Kultur von Unic hierzu?
Ganz klar haben wir den Anspruch ein modernes Unternehmen zu sein, die Offenheit und das moderne Denken liegt in der Unic DNA. Wir sind als Unternehmen sehr breit aufgestellt und sehen Vielfalt als Mehrwert. Trotzdem sind wir zu einem gewissen Grad leistungsorientiert, allein aus politischer Korrektheit zu handeln wäre unternehmerisch kurzsichtig.
Inklusion ist ein nicht zu unterschätzendes Thema, welches aktuell diverse Volksschulämter beschäftigt. Der ganze Prozess entspricht dem Zeitgeist und ist äusserst wünschenswert. Die Antwort dazu muss jedoch von der Gesellschaft kommen, selbst in der Pädagogik gehen hierzu die Meinungen weit auseinander.
Blick über die Schultern
Es sind die Menschen, die Unic ausmachen und vorantreiben. In der Rubrik «Blick über die Schultern» geben wir einen Einblick, was unsere Expertinnen und Experten auszeichnet. Sie stellen nicht nur ihr Fachgebiet vor, sondern zeigen uns ihre ganz persönlichen Perspektiven und erzählen uns, was sie antreibt und was sie fasziniert.