Schreiben mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz
Ob Blogposts, Produkt-Beschreibungen oder E-Mails: Künstliche Intelligenz kann uns jetzt schon jede Menge Schreibarbeit abnehmen. Welche AI Writing Assistants sind für Content-Marketing-Teams empfehlenswert? Wir haben bei Nadia Meier, Content Strategist in unserer Agentur, nachgefragt.
Nadia, du hast vermehrt Anfragen von Kund:innen, welche beim Texten auf die Unterstützung von künstlicher Intelligenz zurückgreifen wollen. Wo gibt es denn Beratungsbedarf?
Eigentlich überall, wo Content produziert wird. Es gibt viele staunende Gesichter, Begeisterung und auch Ängste. Im Moment kommen natürlich eher die positiv gestimmten Kund:innen auf uns zu. Sie wollen die Chance nutzen, mit KI ihren Content-Output zu skalieren oder ihre Aufwände zu verringern. Beides ist natürlich möglich.
Wieso ist auch Zurückhaltung spürbar?
Das hat verschiedene Gründe. Einige haben schlechte Beispiele gesehen und sind der Meinung, das KI noch nicht das kann, was sie eigentlich bräuchten. Andere haben vielleicht Angst um den eigenen Job. Oder wissen schlicht nicht, wo anfangen. Im Moment ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Die Entwicklung verläuft rasant. Letzte Woche habe ich noch erklärt, dass Chat GPT mit Daten von 2021 arbeitet und für aktuelle Themen deshalb ein Plug-in benötigt wird oder zum Beispiel Writesonic verwendet werden kann. Heute komme ich ins Büro und Chat GPT Plus kann aufs Internet zugreifen.
Wie nutzt du bereits künstliche Intelligenz zum Texten?
Ich habe in den letzten Monaten und Wochen verschiedene Tools ausprobiert. Und es kommen wirklich fast täglich neue dazu. Persönlich nutze ich die Unterstützung von KI in sämtlichen Phasen des Redaktionsprozesses, also von der Ideenfindung über das eigentliche Texten bis zum Überarbeiten von Texten hinsichtlich Lesbarkeit oder Tonalität.
Welches Tool würdest du empfehlen?
Die Frage kann ich so nicht beantworten. Das kommt darauf an, für welche Aufgabe du Unterstützung möchtest und in welcher Sprache. Aber auch darauf, welche Ressourcen du hast. Grundsätzlich kannst du mit Chat GPT alles machen, es ist quasi die Mutter aller Schreibassistenten. Du brauchst einfach Zeit und Übung, um mit den richtigen Prompts zu arbeiten, also den Kommandos, mit denen du den Textroboter fütterst. Das Ergebnis ist immer nur so gut wie dein Input. Wenn du also im Moment genug Zeit hast und auch ein wenig ausprobieren kannst, dann starte mal mit Chat GPT.
Genügt die kostenlose Version von Chat GPT?
Für deutschsprachige Texte empfehle ich Chat GPT Plus, also die kostenpflichtige Version. Wie gesagt funktioniert diese seit wenigen Tagen mit Internetzugriff. Zudem wurde das dahinter liegende Language Model GPT-4.0 mit grösseren Mengen an vielfältigeren Textdaten trainiert und auch mit Daten in mehreren Sprachen. Chat GPT Plus liefert in Deutsch qualitativ bessere Ergebnisse und hat ein tiefergehendes Sprachverständnis. Der Chatbot merkt also schneller, was man von ihm möchte.
Kann man Chat GPT auch gemeinsam im Team nutzen?
Hier würde ich empfehlen, die Prompts zu teilen. Wenn du also einen Prompt entwickelt hast, der gut funktioniert, sagen wir für Facebook Ads für eine bestimmte Zielgruppe, mit einer Tonalität, welche zu eurem Brand passt, dann können alle im Team mit diesem Prompt als Basis arbeiten. Es müssen nicht alle selbst herumtüfteln. Natürlich hat dieses Problem schon jemand erkannt und es gibt zahlungspflichtige Tools wie Team GPT, mit welchen du als Team gleichzeitig mit der KI interagieren sowie Prompts speichern und teilen kannst.
Falls ich keine Zeit oder nicht das Knowhow habe für Chat GPT, welches Tool soll ich nutzen?
Es gibt einige Writing Assistants wie Jasper, Rytr oder Writesonic mit vielen Templates. Die sind sehr einfach zu bedienen und eignen sich besonders fürs Content Marketing, wenn spezifische Textformen wie Facebook Ads, Blogposts oder SEO-Texte benötigt werden. Du bekommst innert Sekunden gutes Material in über 20 Sprachen. Die Qualität ist wirklich ganz in Ordnung, aber natürlich sollte noch ein Mensch darüber schauen und redigieren, bevor etwas publiziert wird. Diese Tools unterstützen dich wie 100 kreative Praktikant:innen auf einer Redaktion, aber die Chefredaktorin bist immer noch du.
Wie funktionieren diese Tools auf Deutsch?
Gut und immer besser. Bei Neuroflash kannst du sogar die Sprache Deutsch für die Schweiz wählen. In Tests hat es dann aber doch «Fahrrad» anstatt «Velo» geschrieben, als ich eine Headline für einen Bike-Shop aus der Schweiz generieren wollte.
Welche Tools kannst du sonst noch empfehlen?
Was ich sehr spannend finde, sind verschiedene Chrome Extensions wie Compose AI oder Wordtune. Du musst also keinen Tab geöffnet haben mit deinem Writing Assistant, sondern kannst ihn direkt dort nutzen, wo du sowieso schreibst. Zum Beispiel für E-Mails. Die Chrome Extension Chatsonic schreibt in Gmail super Antworten auf E-Mails, es nimmt Bezug auf den Inhalt des E-Mails, das du erhalten hast, und textet für dich zum Beispiel eine nette Absage. Von Microsoft soll es demnächst das Tool Copilot geben für Outlook und die ganze Office-Suite.
Bald werden wir also nichts mehr selber schreiben.
Es läuft darauf hinaus, ja. Wir werden viel weniger selbst schreiben und wir werden in kürzerer Zeit viel mehr Content produzieren können. Die Frage ist jedoch, wer das denn alles lesen soll. Es kann nicht darum gehen, aus einem Textroboter möglichst viel Content rauszudrücken. Die Frage ist, wo und wie KI uns entlang der Content Strategie unterstützen soll. Wir müssen nicht alles tun, nur weil wir es können.
Was wirst du als Nächstes ausprobieren?
Ich warte gespannt auf Bard, die Antwort von Google auf Chat GPT. In 180 Ländern ist Bard bereits verfügbar, leider gehört die Schweiz nicht dazu. Bis dahin lasse ich mich gerne von Kolleg:innen inspirieren. In unserer KI-Arbeitsgruppe haben wir unter anderem Spezialist:innen aus den Disziplinen Design, SEO und Software-Entwicklung.
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